Wo sind die letzten beiden Tage geblieben?

Unglaublich, aber wahr: Schon wieder sind zwei Tage vorbei. Ich kann sagen: Alles, wie „befürchtet“: Die Tage verfliegen einfach nur so, dass es die reinste Katastrophe (oder besser: das reinste Vergnügen) ist.

Aber der Reihe nach: Am Mittwoch war unsere „Downtown-Walking-Tour“ mit Besuch des Gateway-Arch (DER Sehenswürdigkeit von St. Louis) geplant. Start: 07:00 Uhr morgens – Bitte des Orga-Teams: Seid doch 15 Minuten früher da. Für uns Langschläfer eigentlich brutal, jedoch mit JetLag von daheim gar nicht mehr so schlimm.

Frühstück ist ab 06:00 Uhr morgens – der Weg ist ewig weit entfernt (vom Marriott St. Louis Grand über mehrere Rolltreppen auf und ab, unter einer Straße durch wieder nach oben in den 1. Stock des Marriott Kongresszentrums). Bereits zu dieser frühen Uhrzeit begrüßen uns zahlreiche Guides rechts und links des Weges, so dass uns nichts anderes übrig bleibt, als ebenfalls freundlich zurück zu grüßen (und wer MICH kennt, der weiß, dass mir das nicht immer so leicht fällt).

Im Übrigen habe ich eh das Gefühl, dass ich (bzw. wir) hier sowieso nur noch fröhlich lächelnd unterwegs sind. Fühlt sich gut an, vielleicht krieg ich das ja im Alltag auch etwas öfter hin 🙂

Nach dem Frühstück treffen wir uns in einem separaten Raum, in dem sich alle Gruppen für die Abfahrt (oder den Abmarsch) treffen. Es ist ein gigantisches Sprachengewirr und es wirkt wie Chaos, ist jedoch perfekt organisiert. Niemand geht verloren und auch wir wissen bereits nach ein paar kurzen Momenten der Orientierung, wo wir hin gehören.

Wir sind gespannt auf unsere bunt gemischte Truppe, darunter Einige aus Australien (dabei ein Ehepaar, das in der Nacht erst angekommen ist – sie sehen überglücklich, aber auch RICHTIG fertig aus) und aus Kolumbien.

Gemeinsam machen wir uns auf den Weg, verlassen die klimatisierten Räume und werden empfangen von schwülwarmen 25 grad – und das bereits morgens um halb acht. Auf dem Weg Richtung Gateway-Arch treffen wir in der Stadt wieder auf zahlreiche Guides, die uns an „Stay Hydrated-Ständen“ mit eiskaltem Wasser versorgen – sie haben wirklich an Alles gedacht.

Der Gateway-Arch ist wirklich ein beeindruckendes Bauwerk, wobei ich Euch gern sachlich nüchtere (langweilige) Fakten erspare. KRASS ist die „Gondel“, mit der wir nach oben fahren: Nichts für schwache Nerven und Menschen mit Platzangst: Die Raum, den sich fünf (!) Personen teilen erinnert eher an eine Bergmannsrettung als an eine Sehenswürdigkeit. Trotzdem ist es ein Erlebnis und die Aussicht von oben ist einfach grandios.

Um ehrlich zu sein gibt es nicht gigantisch viel zu sehen von oben, als „nur“ Downtown St. Louis und der Mississippi-River, aber egal, cool ist es trotzdem. Und das Erlebnis mit unzähligen Brüdern und Schwestern zu teilen, tut sein Übriges.

Wieder unten setzen wir unsere Tour fort in Richtung „Old Courthouse“, in der wir Beobachter einer (gespielten) Gerichtsverhandlung werden: Im Jahre 1914 steht ein Bruder vor Gericht. Der Vorwurf: Predigen von Haus-zu-Haus ohne die dafür vorgeschriebene gewerbliche Genehmigung. Der Bruder argumentiert mit der Bibel und bekommt am Ende Recht: Schließlich handelt es sich hierbei nicht um eine unternehmerische Tätigkeit, sondern um ein religiöses Werk. Toll dargestellt von den Brüdern, mit viel Liebe zum Details (erkennbar durch die Kostüme) und mit Herzblut.

Weiter gehts zum Mittag: So viele Menschen werden in so kurzer Zeit versorgt – und das mit so viel Liebe – grandios. Es entwickeln sich tolle Gespräche, über Versammlungen in Australien und Predigtdienst in Südamerika. Dadurch wächst unsere Gruppe noch enger zusammen. Mit einem Ehepaar aus Kolumbien und einem mit ihnen reisenden Bruder kommen wir näher ins Gespräch. Es stellt sich heraus, dass er in der Schule mal Deutsch gelernt hatte und wir kramen gemeinsam wieder seine etwas verschütteten Sprachkenntnisse heraus.

Im Anschluss besuchen wir noch die Bibliothek von St. Louis. Das historische Gebäude ist ein (innen-)architektonisch sehr ansprechendes Gebäude. Netter Nebeneffekt: Die Akustik ist an manchen Stellen (konkret: im Treppenhaus) grandios. Was bietet sich daher mehr an, als dort einen Chor aufzustellen und Königreichslieder zu singen? Dabei bleibt kaum ein Auge trocken.

Wir verabschieden uns bei unseren Stadtführern (einem Ehepaar aus St. Louis (Besitzer eines Backsteinhauses aus dem Jahre 1906) mit drei Söhnen) und versuchen bei etwas Ruhe in unserem Hotelzimmer die Eindrücke (und die zahlreichen Geschenke) zu verarbeiten.

Im Anschluss verbringen wir noch mit unseren Freunden aus Kolumbien einen entspannten Abend in Rosalitas Cantina unweit unseres Hotels – wie und wo entstehen sonst solche Kontakte? Einfach grandios.

Bei entspannten Temperaturen gehen wir zurück zum Hotel. Für die rund 500 Meter zurück brauchen wir ca. eine Stunde. An jeder Straßenecke stoßen neue Brüder und Schwester zu uns, es entwickeln sich neue, spannende Gespräche. Uns begegnet ein Bruder aus Portugal und wir sprechen mit ihm über die Herausforderungen der EU-Datenschutzverordnung – Gesetze, über die unsere kolumbianischen Freunde nur den Kopf schütteln können. Diese Gespräche hätten noch Stunden so weiter gehen können – jedoch war es schon 22 Uhr. Also ab ins Bett, denn es war ein langer Tag.

Am heutigen Tag ging es (immerhin 45 Minuten später als gestern) zum Predigtdienst. Wir erfahren, dass wir der Versammlung „East St. Louis-North“ zugeteilt sind. Es geht also über den Mississippi „zurück“ Richtung Illinois.

Die Brüder und Schwestern dort bereiten uns (mal wieder) einen überwältigenden Empfang: Mir zahlreichen selbstgebastelten und gemalten Schildern, Bildern, Plakaten und Geschenken. Wir sind einfach nur geflasht.

Wir werden in Gruppen eingeteilt und mit uns ist ein älteres Ehepaar aus Columbia in Kansas unterwegs. Wir erfahren, dass sie im nächsten Monat ihren 46. (!) Hochzeitstag feiern werden. Sie haben drei Söhne, die alle in der Wahrheit sind und beteiligen sich häufig an besonderen Aktionen, z.B. auch beim Predigen in nicht zugeteiltem Gebiet. Der Dienst hat ziemlich Spaß gemacht, auch wenn es echt aufregend war, auf englisch zu predigen.

Unsere PD-Gruppe

Im Anschluss gibt sich die Versammlung wieder viel Mühe, um uns Mittagstechnisch zu versorgen und und dabei auch noch gut zu unterhalten. Außerdem erhalten wir auch hier wieder nette Geschenke. Ein Bruder fährt uns im Anschluss wieder zurück zum Hotel.

Da wir ziemlich fertig sind und unsere Anreise inzwischen einige Tage zurück liegt, fühlen wir uns „mutig“ genug für ein Mittagsschläfchen. Wir schlafen (natürlich) viel zu tief ein und sind uns am Ende nicht mehr ganz so sicher, ob das so eine grandiose Idee war.

Dann machen wir uns noch mal auf den Weg, um eine kleine Bootstour auf dem Mississippi-River zu unternehmen. Das haben wir „erledigt“ können wir also getrost von unserer „To-Do-Liste“ streichen, wobei es ehrlich gesagt nicht sehr berauschend war – wir haben nur das gesehen, was wir sowieso schon kannten, nur aus einer anderen Perspektive.

Das Highlight der Bootstour war jedoch eine weitere Begegnung, diesmal mit einem Bruder aus einer portugiesischen Versammlung südlich von London. Wir kommen nett ins Gespräch.

Unser Abend verläuft ruhig, wir essen noch was (ein thailändisches Gericht mit Bio-Tofu auf Quinoa – wer hätte das gedacht, das sowas schmecken kann !?) und beobachten dabei auf unserem Platz direkt am Fenster das geschäftige Treiben der Straße vor uns mit den Zahlreichen Brüdern und Schwestern auf dem Gehsteig. Ach, schade, dass nicht immer so ein internationaler Kongress sein kann.

Wir halten uns dran, noch etwas gewissenhafter und zielstrebiger unsere selbstgebastelten, mitgebrachten Geschenke weiter zu geben. Aber was wir auch anstellen, wir kriegen (gefühlt) immer noch mehr zurück, als wir geben, emotional sowieso aber auch in Form von Geschenken. Es wird spannend, zu sehen, wie wir diese ganzen Geschenke wieder nach Hause bekommen.

Nach diesen ereignisreichen zwei Tagen befinden wir uns nun wieder auf unserem Hotelzimmer und es fallen uns bald die Augen zu. 21:15 Uhr ist aber auch eine gute Zeit, um langsam schlafen zu gehen. Morgen beginnt „endlich“ der Kongress, also der eigentliche Grund unseres Aufenthalts hier im mittleren Westen. Wir sind schon ganz gespannt, welche Highlights dort auf uns waren.

In der Zwischenzeit erstmal: Gute Nacht aus Missouri und Guten Morgen nach Deutschland 🙂

Eine Antwort auf „Wo sind die letzten beiden Tage geblieben?“

  1. Wünsche euch viel Kraft, Spaß und Freude alle kommenden Eindrücke auf zu nehmen, speichern und somit zu Hause wieder abrufen zu können. Have a nice day and a pleasant time.

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